Weihermeister2Lange ehe das Lindauer Heilig-Geist-Spital im Jahre 1383 Kirche, Kirchensatz und Dorfherrschaft in Weißensberg erwarb, hatte es den "Lochweiher" im Jahre 1355 geplant und aufgestaut. Siehe dazu die Originalurkunde im Hospitalarchiv Lindau (B), Sign. L17,1c .

Anno 1785 wurde er im Rahmen von Rationalisierungsmaßnahmen an vier Käufer, die im Protokollbuch nachzulesen sind, verkauft; nach 430 Jahren Besitz. Das Hospital, das Arme, Behinderte, Witwen und Waisen versorgte und mit den Bediensteten täglich fast 150 Personen zu ernähren hatte, war auf gleichbleibenden Ertrag seiner Fischweiher angewiesen.

Weiher waren wichtiges Betriebsvermögen. Darum hatte das Spital Bedienstete, die sich mit Fachwissen um Fischzucht und Wasser kümmerten: die Weihermeister . Die Weihermeister, denen die Sorge um die Weissensberger Weiher oblag, entstammten vielen Generationen lang der Familie Brandstätter, die auch die Oberhofmeister stellte. Sie betrieben den großen Spitalhof jenseits der Weissensberger Halde, besaßen das alte Recht eine Taverne zu betreiben, waren also Bauern, Wirt und Weihermeister zugleich.

Besondere Sorge hatte der Weihermeister für den Weissensberger Weiher zu tragen. Er war ein mittelgroßer, recht flacher Weiher, der bei Kälte Mehrarbeit verursachte. Er wurde mit 1.200 Setzfischen (Karpfen, Schleien und Hechten) besetzt und alle drei Jahre abgefischt. Er brauchte 10 – 12 Tage zum Ablaufen. Sowohl die eingesetzten Jungfische, die aus eigenen Laichweihern stammten, wurden gezählt, als auch die fangreifen Dreijährigen, die 2-3 Pfund wogen. Frisch abgefischt, wurden sie lebend in die stadtnahen Fischgruben bei der Bleiche verbracht, wo sie ihren moosigen Geschmack verloren.

"Buben", die zweijährigen, noch nicht fangreifen Karpfen, wurden ausgesondert und in eigene "Bubenweiher" verbracht. Im Lochweiher konnten auch 3.600 Buben für ein Jahr eingesetzt werden. Als einer der wichtigsten Spitalbediensteten wird der Oberhofmeister und Weihermeister alljährlich vereidigt und per Handschlag an seine zahlreichen Pflichten und Aufgaben erinnert. Um dem Spital zu nutzen und ihm Schaden abzuwehren, musste er den Weiher in gutem Zustand halten, Wuhr, Damm. Stempfel, Rechen und Gitter sauber halten und achten, dass nichts von Schilf überwuchert und kein Grenzstein verrückt werde. Er hatte auf ordentlichen Zu- und Ablauf zu achten und dass der Weiher nicht rinnt. Ständig war der Wasserstand zu beobachten.

Bei Trockenheit durfte den Müllern und Mühlen im Motzacher Tobel (Sägmühle, Pulvermühle, Papiermühle und Kupferhammer) nur soviel Wasser abgegeben werden, dass die Fische keinen Schaden litten. An Hand von Markierungen konnte er die abgegebene Wassermenge berechnen, für die das Spital kassierte. Bei Wolkenbrüchen, ob Tag oder Nacht, und bei lang andauernden Regen, musste der Stempfel so geöffnet werden, dass der Weiher nicht überlief und Fische entkommen konnten. Allein der Weihermeister hatte die Schlüssel zum Stempfel, mit der Verpflichtung sich durch Geschenke und Gaben nicht verleiten, bereden und beschwätzen zu lassen, die Schlüssel zu den Stempfeln, die er stets in eigener Verwahrung halten muß, anderen zu keiner Zeit anzuvertrauen. Diese Schlüssel waren das Instrument seiner Tätigkeit und seiner Macht.

Das Ablassen des Weihers, das Abfischen, Ausputzen, Ausschwemmen und Reparieren sollte im Spätherbst erfolgen.

Die Maske aus Weymouths Kiefern Holz geschnitzt, hat feine Gesichtszüge und einen erhabenen, gestrengen und abwertenden, ja herrischen Gesichtsausdruck. Gemäß seiner Stellung als Verwalter und Vorgesetzter in der damaligen Zeit.

Häs und Hut sind dem ausgehenden Barock nachempfunden;

Attribute einen aus Holz geschnitzten Gehstock mit eingeschnitzten, an einem Ring befestigten Fischen; am Gürtel, ein ebenfalls aus Holz geschnitzter Schlüssel, als Zeichen seiner Macht und Befugnis, das "Wuhr" (das Wehr) der Weiher zu öffnen;

BEMERKUNGEN
die Pflichten und Rechte des Weihermeisters finden sich in den Ordnungen, Instructiones und Eidespflichten des Weihermeisters des Lochweihers zu Weißensberg anno 1762.

siehe auch: AUER, Rosmarie: Das Lindauer Hospital. 775 Jahre Fürsorge im Stadtviertel unter dem Schutz des Heiligen Geistes (= Historischer Verein Lindau e.V., Neujahrsblatt 51/2013, Weiler im Allgäu 2013, S. 88-92

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